Neue ökologische Messlatte für Spitalbauten

Hauptgebäude Inselspital Bern (BB12)

Die Insel Gruppe ist das grösste medizinische Versorgungssystem der Schweiz, das Areal flächenmässig so gross wie die Berner Altstadt. 2015 hat das Stimmvolk die langfristige Überbauungsordnung angenommen, wonach bis 2060 ein geordnetes Ganzes entstehen soll.  Durch Neubauten, Rückbauten und Verbindungen mit bestehenden Gebäuden werden Abläufe effizienter, Wege optimiert, die Patientenfreundlichkeit gesteigert, das Ambiente ansprechender und das Gesamtangebot barrierefrei.

Das neue Hauptgebäude mit dem Projekttitel „Baubereich 12“ ersetzt das heutige Bettenhochhaus und wird unter anderem das Schweizer Herz- und Gefässzentrum sowie verschiedene Fachkliniken beheimaten. Das Gebäude wird nicht nur nach der Methode des Building Information Modeling (BIM) bearbeitet, sondern stellt in seiner Komplexität und dank des Minergie-P ECO-Standards ein Pionierprojekt für Spitalbauten dar, an dem sich kommende Neubauten orientieren werden. Damit verfolgen Kanton, Stadt und die Insel Gruppe konsequent die Grundsätze der 2000-Watt-Gesellschaft sowie der Energiestrategie 2050 des Bundes.

Höchster und anspruchsvollster Minergie-Standard

Minergie-ECO ist ein Kooperationsprojekt der Vereine Minergie und ecobau. Letzterer prüft und zertifiziert ökologische Baumaterialien und -teile und stellt sicher, dass sie die Vorgaben der Gebäudelabels Minergie-ECO erfüllen. Minergie-ECO ergänzt die drei Minergie-Baustandards mit den Themen Gesundheit und Bauökologie. Mit Minergie-P ECO streben die Planer von BB12 den höchstmöglichen Ökologiestandard an. Dazu gehört auch der ausschliessliche Einsatz von zertifizierten Baumaterialien. Dafür mitverantwortlich ist Martin Balmer, Partner bei Gartenmann Engineering, dessen Büro auch für die Bauphysik und Akustik zuständig ist. Balmer wird das gesamte Projekt schlussendlich durch den Minergie-Zertifizierungsprozess führen. Er schätzt die zunehmende Ökologisierung der Baubranche positiv ein: Wenn sich alle einmal auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt und erste Erfahrung damit gemacht haben, wird das rundum nachhaltige Bauen insgesamt nicht aufwendiger sein als nach bisherigen Standards.

«Die Bewertung von ecobau erleichtert uns die Prüfung von Bauprodukten und -materialien sehr.»
Martin Balmer, Gartenmann Engineering AG

Was bringen Nachhaltigkeit und Zertifizierung?

Für die GebäudenutzerInnen, in diesem Fall Patient*innen und Mitarbeitende des Spitals, bringt die Zertifizierung die Gewissheit, dass genügend Tageslicht, guter Schallschutz und die bestmögliche Innenraumqualität gegeben sind. Die sorgfältige Materialisierung berücksichtigt Aspekte wie die Graue Energie und das nachhaltige Gebäudekonzept. Geprüfte Produkte gewährleisten also, dass die Umwelt von deren Herstellung bis zum Rückbau möglichst wenig belastet wird. Das nachhaltige Gebäudekonzept und die Systemtrennung ermöglichen dem Auftraggeber die flexible Nutzung der Räume bzw. deren einfache spätere Umnutzung und verringern den Aufwand für den Unterhalt. Gerade in einem so komplexen Spitalbau ändert sich der Raumbedarf permanent, so wie sich die medizinisch-technischen Möglichkeiten und Methoden stets weiterentwickeln. Die einfache Nutzungsänderung wiederum wirkt sich positiv, sprich verlängernd auf den Lebenszyklus des Gebäudes und somit auf seine Rentabilität aus. „Buchstäblich um Leib und Leben geht es bei der Spitalhygiene - einem Bereich mit viel Einfluss auf das Bauvorhaben“, erklärt Martin Balmer. Da wird auch die Wahl der Keramikplatten und des Fugenmaterials nicht dem Zufall überlassen.

«Die innovative Bauweise, die agile Flächenverteilung und die flexible Nutzung machen diesen Bau zu einem Wegweiser für zukünftige Spitalgebäude.»
Corina Gwerder, Fachstelle Nachhaltigkeit Insel Gruppe

Zum Beispiel die Plattenlegearbeiten

Das heisst konkret, dass jedes bestellte bzw. auf die Baustelle gelieferte Produkt auf Herz und Nieren geprüft wird. Auf den Verpackungen von ecobau- oder EMICODE-zertifizierten Produkten sind Codes aufgedruckt, mit der die Bauleitung sofort die nötigen Informationen – zum Beispiel ein Produkt- oder Sicherheitsdatenblatt – aufrufen kann. Das bedeutet für Hersteller und Lieferanten: Wenn sie beim nachhaltigen Bauen mitwirken und ihre Auftragschancen steigern wollen, müssen sie ihre Produkte ökologisch auf Vordermann bringen. Saint-Gobain Weber AG arbeitet seit Jahren daran, so dass immer mehr Produkte die Anforderungen von ecobau erfüllen. Erst kürzlich wurden zehn weitere Plattenleger-Produkte zertifiziert. Für die Wände der 250 Nasszellen in den Patientenzimmern des neuen Hauptgebäudes der Insel konnten wir deshalb die Plattenlegerprodukte liefern, vom Abdichtungszubehör bis zum Fugenmörtel. Unsere langjährige Kundin, die Langenthaler Firma Rigert Keramik AG, hat unsere Produkte vor Ort fachgerecht verarbeitet und so zur nachhaltigen Gesamtleistung dieses Vorzeigeprojektes beigetragen.

Bildquellen: inselgruppe.ch und Saint-Gobain Weber AG

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