Die Produktion im Wandel - Interview mit Werksleiter Jürgen Kramer

Jürgen Kramer ist seit 2018 Leiter der Werke Boningen und Rubigen der Saint-Gobain Weber AG. Unter seiner Führung wird Trockenmaterial für verschiedene Bauanwendungen hergestellt, verpackt und ausgeliefert. Wie er das managt und was ihm dabei wichtig ist, erklärt er im folgenden Interview gleich selbst. 

Welchen beruflichen Hintergrund haben Sie?

Ich komme ursprünglich aus Österreich, wo ich meine Aus- und Weiterbildung im Bereich Elektrotechnik gemacht habe. Bevor ich in der Schweiz sesshaft wurde, war ich einige Jahre in Deutschland im Sondermaschinenbau tätig. Dort konnte ich meine Fähigkeiten und Kenntnisse immer weiter vertiefen und leitete letztlich den Verkauf, die Entwicklung sowie die Werkstatt. Danach versetzte ich meinen Wohnort aus beruflichen Gründen in die Schweiz und war als Prozessingenieur für einen internationalen Grosskonzern in der Papierbranche tätig. Im Mai 2018 kam ich als Werksleiter zur Saint-Gobain Weber AG an den Standort Boningen.

 

Wie sieht Ihr typischer Alltag als Werksleiter aus?

Jeder Tag startet mit einem Team-Briefing um 08:00 Uhr. Dort analysieren wir die Kennzahlen vom Vortag in puncto Sicherheit, Qualität sowie Maschinenleistung. Anschliessend werden Aktionen definiert, um eventuell vorhandene Probleme in allen Bereichen zu beheben. Die weiteren Stunden gestalten sich jeden Tag sehr individuell. Von Finanzchecks, Sicherheitsrapporten und administrativen Aufgaben bis hin zu Meetings für diverse Projekte ist alles mit dabei.

 

Wie schaffen Sie es, der Nachfrage der Produkte gerecht zu werden und gleichzeitig die Sicherheit sowie Qualität sicherzustellen?

Planung ist der Schlüssel zum Erfolg. Alles was wir planen können – können wir hinsichtlich Qualitätsprüfungen und zeitnahen Lieferungen auch positiv beeinflussen. Je früher wir wissen, was der Kunde benötigt, desto einfacher ist es für uns, die internen Prozesse zu steuern.

Bei der Planung kann ich auf mein starkes Führungsteam zählen – welches die Details sauber plant, koordiniert und ausführt. Durch diverse Struktur- und Prozessoptimierungen haben wir in den letzten beiden Jahren sehr viel bewegt, wodurch wir unseren Kunden eine flexible und schnelle Auslieferung bieten können. Bei der Qualitätskontrolle sowie den Produkte- und Prozessentwicklungen arbeiten wir eng mit unserem Labor am Standort Boningen zusammen.

 

Stichwort Industrie 4.0: Was denken Sie, wie sich dadurch die Arbeitswelt in Ihrem Bereich verändern wird?

In den nächsten Jahren wird auch in unserem Bereich noch viel automatisiert werden. Wir arbeiten fortlaufend mit diversen Projekten daran, unsere Werke nach und nach aufzurüsten und von den neuen digitalen Möglichkeiten zu profitieren. Dank der Digitalisierung können wir in Sachen Sicherheit, Qualität und Effizienz noch besser werden.

 

Digitalisierung und Baustoffvertrieb – passen diese Worte zusammen?

Absolut – es gibt viele Dinge, die im digitalen Bereich auch unseren Kunden wesentliche Vorteile bringen. Ein Beispiel hierfür ist unsere neue CleverApp. Dank der App bieten wir den Kunden nun die Möglichkeit, ganz einfach Bestellungen mit ihrem Smartphone auszulösen. Neben der Zeit- sowie Ortsunabhängigen Bestellmöglichkeit bietet die App weitere Vorteile wie beispielsweise das flexible Baustellenmanagement. 

 

Baustoffe wie Sand sind nicht unbegrenzt verfügbar. Die Produktion von Zement und Beton ist ausserdem energie- und ressourcenintensiv. Wie stellen Sie eine ökologische und nachhaltige Produktion sicher?

Nachhaltigkeit ist auch bei uns ein grosses Thema. Fortlaufend und bereits bei der Entwicklung von Produkten setzen wir uns mit den ökologischen Auswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette auseinander und versuchen die Umweltauswirkungen so tief wie möglich zu halten. Sich konkrete Ziele zu setzten ist dabei besonders wichtig. Unser Mutterkonzern Saint-Gobain möchte beispielsweise bis 2050 CO2 neutral werden. Auch wir wollen unseren CO2-Verbrauch minimieren und arbeiten mithilfe verschiedener Projekten darauf hin.

 

Wie beurteilen Sie die nähere Zukunft Ihrer beiden Betriebe?   

Aufgrund verschiedener geplanter Prozessoptimierungen werden wir die Produktions- sowie Auftragsabwicklungseffizienz und die Planbarkeit noch stärker verbessern – wodurch wir die Flexibilität und Schnelligkeit bei Lieferungen nochmals steigern können.

In Zukunft wird sicherlich das Thema Nachhaltigkeit eine noch grössere Rolle spielen. Das Recycling von internen und externen Baustoffen sowie der Einsatz nachhaltiger Verpackungen sind hier nur einige Lösungen, auf die man in den nächsten Jahren setzt.


Angesichts Ihrer vielen Aufgaben und Verantwortlichkeiten, wie stellen Sie Ihre Work-Life-Balance sicher?

Neben meiner Arbeit ist mir die Zeit mit meiner Familie sehr wichtig. Zudem geniesse ich meine freien Stunden beim Campen oder Skifahren in den Bergen.